Your browser does not support JavaScript!

Kultur- und Gedenkstätte „ehemalige Synagoge“

Geschichte

Am Binnenhafen 17, an der Ecke zur Westermarktstraße, steht die ehemalige Synagoge von Friedrichstadt.  Am 28. Dezember 1847 wurde sie eingeweiht. Sie war das zweite Gotteshaus der jüdischen Gemeinde, die damals mehr als 400 Mitglieder hatte. Die alte Synagoge, die nur einige Häuser entfernt am Fürstenburgwall lag, war für die Gemeinde zu klein geworden. Durch ein Legat des dänischen Residenten in Hamburg, Hartwig Herz von Essen, konnte die Gemeinde sich einen Neubau leisten.

Direkt angrenzend befanden sich am Binnenhafen die jüdische Schule und in der Westermarktstraße das Rabbinat, Wohnhaus des Rabbiners.

Die jüdische Gemeinde hatte sich im 18. und 19. Jahrhundert allmählich zur zweitgrößten Glaubensgemeinschaft Friedrichstadts entwickelt. Nachdem es in den Jahren nach der Stadtgründung 1621 für Juden verboten war, sich in Friedrichstadt niederzulassen, siedelte sich gut 50 Jahre später der erste Jude hier an. Er erwarb auch ein Grundstück an der Treene, auf dem 1677 ein jüdischer Friedhof angelegt wurde. Nachdem das Gelände 200 Jahre später nicht mehr ausreichte, wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zum lutherischen Friedhof im Osten der Stadt ein neuer Friedhof ausgewiesen.

Auch die Wohnungen der wenigen noch in Friedrichstadt lebenden Juden wurden verwüstet. Nach den furchtbaren Ereignissen des 10. November 1938 verließen alle Juden Friedrichstadt. Wenigen gelang die Flucht ins Ausland, die meisten zogen nach Hamburg. Von dort aus begann ihre Deportation in Ghettos und Vernichtungslager.

Im späten 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verließen mehr und mehr Juden aus wirtschaftlichen Gründen Friedrichstadt. Bis 1937 lebte jedoch ein Rabbiner hier.

Bei den Pogromen am 10. November 1938 wurde die Synagoge im Innern vollständig verwüstet. Ein mutwillig gelegtes Feuer sollte den Bau zerstören, wurde jedoch gelöscht, da man eine Ausweitung des Brandes auf die Nachbarhäuser fürchtete.

Nur wenige Friedrichstädter Juden überlebten den Holocaust.

Gegenwart

Noch während des Krieges wurde die ehemalige Synagoge zu einem Wohnhaus umgebaut. 1985 erwarb die Stadt Friedrichstadt das Gebäude, um es einer würdigeren Nutzung zuzuführen. Schließlich gelang es mit finanzieller Hilfe einiger Sponsoren, das Haus zu einer Kultur- und Gedenkstätte umzugestalten.

Auf der ehemaligen Frauenempore wird eine Ausstellung zur Geschichte der Friedrichstädter Juden gezeigt. Daneben gibt es einen Dokumentationsraum, in dem man sich detailliert über das Schicksal einzelner Familien informieren kann.

Der Saal wurde räumlich rekonstruiert und bietet heute Platz für Sonderausstellungen, Konzerte, Vorträge, Lesungen und vieles mehr.

Am Gebäude selbst kann man die Spuren seiner Geschichte ablesen. Die Westfassade wurde in den Zustand vor 1938 zurückversetzt, die Nord- und Südseite zeigt die Situation nach dem Umbau zum Wohnhaus mit Fenstern auf beiden Etagen. Vorgehängte Rahmen in Form der ursprünglichen großen Rundbogenfenster deuten auf die einstige Nutzung als sakrales Gebäude hin.